Drei-Seen-Land

Weinanbaugebiet Drei-Seen-Land

Land: Schweiz
Weinbaugebiet: Drei-Seen-Land
Rebflächen: 947 ha
Weinerzeugung: 40.038 hl

Häufigste Rebsorten

Farbe Rebsorte
Weiß Chasselas (Gutedel)
Rot Blauburgunder (Pinot noir)

hl = Hektoliter | ha = Hektar

Weinerzeugung

Art Menge Anteil
Weißwein 20.199 hl 50,45 %
Rotwein / Rosé 19.839 hl 49,55 %
Gesamt 40.038 hl 100 %

Rebsortenverteilung

49,55 50,45
(50% rot, 50% weiß)

Datenquelle:
Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Karte Anbaugebiete Drei-Seen-Land

Karte Weinbaugebiete Drei-Seen-Land, Schweiz - Vino Culinario

≡ Schweizer Weinbauregionen

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Schlösser, Seen, Schaumwein - und sehr guter Pinot noir

Ligerz am Bielersee, Weinregion Drei-Seen-Land, Schweiz - Vino Culinario
Idyllische Weinlandschaft bei Ligerz am Bieler See

Das Drei-Seen-Land im Nordwesten der Schweiz liegt an den drei namensgebenden Seen Neuenburger See sowie den beiden kleineren Bieler See und Murtensee. Die rund 930 ha Rebflächen auf kalkhaltigem Boden teilen sich auf insgesamt vier Kantone auf: Bern, Neuenburg (Neuchâtel), Freiburg (Fribourg) und ein kleiner Teil im Waadt (Vaud). Die meisten Rebflächen finden sich im Kanton Neuenburg an den Nordwestufern des gleichnamigen Sees und in Bern am Nordufer des Bieler Sees.

Die Schweizer Klassiker Pinot noir und Chasselas (Gutedel) führen mit großem Abstand die Rebsortenrangliste an, auch wenn sich durchaus weitere bekannte, französische Rebsorten wie Grauburgunder, Chardonnay und Sauvignon blanc finden, aus denen auch sehr hochwertige Weine gekeltert werden. In den letzten Jahren sind vor allem sog. PIWI-Sorten wie Gamaret und Garanoir hinzugekommen, was sich durch den hohen Anteil an biologisch betriebenen Weingütern erklärt. Während im Westen der Rotwein vorherrscht, sind die östlichen AOC Vully und Bielersee eher weißweingeprägt.

Die Region ist bekannt für ihre schönen Châteaus mit Blick auf die Seen, hochwertige Schaumweine und Spezialitäten wie den Roséwein Œil-de-Perdrix („Rebhuhnauge“) aus Pinot noir.

Klima und Böden im Drei-Seen-Land

Bergpanorama Creux du Van, Neuchatel, Schweiz - Vino Culinario
Das Gebirgsmassiv des Jura – hier der Creux du Van nördlich des Neuenburger Sees – schützt die Gebiete des Drei-Seen-Land vor klimatischen Extremen.

Das mild-klimatische Drei-Seen-Land liegt, wie sein Name schon sagt, in sehr wasserflächenreicher Umgebung, was eine ausgleichende und klimaregulierende Wirkung hat. Weiterhin bietet die nordwestlich gelegene Gebirgskette des Jura, die sich um die Weinregion schmiegt, Schutz vor allzu heftigen Wettern, Temperaturschwankungen, Regenwolken und feuchter Luft von Westen. Das ausgeklügelte Be- und Entwässerungssystem der durch komplexe Tunnel miteinander verbundenen drei Seen schützt vor Hochwasser und Trockenheit. In den Sommermonaten besteht allerdings durch die wechselhafte Topografie eine erhöhte Hagelgefahr, die den Winzern durchaus wortwörtlich die Ernte „verhageln“ kann.

Die meisten Weinberge liegen an den linken, der Sonne zugewandten Seeufern von Neuenburgersee und Bielersee auf dem kalkreichen Jurakalksockel sowie am Murtensee.

Durch die Nähe zu den Flussläufen und alpine Geobewegungen sind die meisten Böden kiesig und von Moränen und von Gletschern bewegtem und zermahlenen Felsgestein geprägt. Weit verbreitet ist jedoch ein hoher Kalkgehalt durch das naheliegende Jura.

Die AOC Vully am Murtensee bildet mit ihren Sandsteinböden und dem mediterranen Mikroklima eine Ausnahme.

Die Rebsorten im Drei-Seen-Land

Pinot noir Weinreben, Schweiz, Neuchatel - Vino Culinario
Die rote Pinot noir führt – gefolgt von der Chasselas – den Rebsortenspiegel in der Drei-Seen-Region an.

Die in der Schweiz den Rebsortenspiegel anführenden Sorten Pinot noir und Chasselas prägen auch das Drei-Seen-Land – so wird auf ungefähr der Hälfte der gesamten Rebfläche von ca. 930 ha die rote Pinot noir angebaut, die meisten davon im Bereich der AOC Neuenburgersee, aus der auch ungefähr zwei Drittel der Gesamtproduktion der Region stammen.

Weiter im Osten kommen auch vermehrt weiße Rebsorten zum Einsatz, allen voran mit deutlichem Vorsprung die Chasselas (der Schweizer Name für Gutedel) auf rund 30 % der Rebflächen.

Die restlichen verfügbaren 20 % teilen sich klassische Rebsorten wie Chardonnay, Grauburgunder, Sauvignon blanc, Gewürztraminer und Merlot sowie eine Reihe der PIWI-Neuzüchtungen wie Gamaret oder Garanoir. Die Müller-Thurgau, die hierzulande meist Riesling-Silvaner genannt wird, ist deutlich rückläufig, wobei sie ohnehin im Drei-Seen-Land keine große Bedeutung hatte. Gleiches Schicksal erleidet die weiße Rebsorte Freiburger (Freisamer), die durch eine ihrer Elternsorten, den Grauburgunder, fast vollständig wieder verdrängt wurde.

Mit dem hohen Anteil der resistenten und daher robusteren und widerstandsfähigen Rebsorten geht eine weitere Entwicklung einher: Mit über 20 % Anteil an biologisch angebauten Reben liegt die Region Drei-Seen-Land in der Schweiz nicht nur weit über dem Durchschnitt, sondern auch an erster Stelle. Zum Vergleich: In Deutschland werden aktuell ungefähr 9 % der Weinberge biologisch bewirtschaftet.

Die Weine aus dem Drei-Seen-Land

Neuchâtel, Neuenburg, Schloss, Schweiz, Drei-Seen-Land - Vino Culinario
Die Stadt Neuchâtel ist Zentrum der hiesigen Region und Weinbaugegend. Weingüter wie das Château d’Auvernier sind renommiert und gut besucht.

Frankreichs Einfluss ist im Westen der Schweiz bereits deutlich spürbar. Nicht nur bei den Bezeichnungen wie dem Non filtré, einer Spezialität der Region, sondern auch bei den typischen Châteaus, der französischen Bezeichnung für gleichermaßen Schlösser wie Weingüter. Kombiniert mit der eidgenössischen Präzision entstehen in den besten Fällen an mineralisch-komplexe weiße Burgunderweine aus Frankreich erinnernde Chasselas-Weine. Gleiches gilt auch für den roten Burgunder der Region, den Pinot noir, der zu fruchtigen, eleganten und vollmundigen Weinen ausgebaut wird, die sich sehr gut lagern lassen. Aus der Pinot noir wird auch eine weitere Bekanntheit der Weinanbaugebiete um die Westschweizer Seen gekeltert, der herkunftsgeschützte Neuenburger Rosé Œil-de-Perdrix (frz. „Rebhuhnauge“; der Begriff wird auch in der Bedeutung von „Hühnerauge“ verwendet), der in vielen der hiesigen Restaurants angetroffen werden kann.

Der vorgenannte, traditionelle Non filtré, der Nicht-Filtrierte, wird aus der weißen Chasselas hergestellt und erfreut sich wieder großer Beliebtheit. So sprechen ein jährliches Event rund um die neue Ernte und die Zahlen eine deutliche Sprache: Fast ein Zehntel der jährlichen Chasselas-Ernte werden zu Non filtré verarbeitet. Die Qualität des neuen Weines gilt als richtungsweisend für die Gesamtrichtung des jeweiligen Jahrgangs.
Das wohl bekannteste Weingut des Drei-Seen-Landes ist das Château d’Auvernier, das nicht nur im gleichnamigen Winzerdorf am Neuenburger See liegt, sondern auch ungefähr ein Zehntel der Produktionsmenge der AOC Neuchâtel vinifizert. Die roten Burgunder wie der Les Argiles oder Les Grand’Vignes, beides Pinot noirs, sind sehr empfehlenswert. Auch den Domaines de Chambleau oder Saint-Sébaste dienen die Aushänge-Rebsorten der Region, Pinot noir und Chasselas, als Basis für hervorragende Weine wie den roten Pur Sang oder den Chasselas Vieilles Vignes.

Aus der etwas weiter östlich gelegenen AOC Bielersee stammen ausgezeichnete Rot- wie Weißweine aus Pinot noir oder Chardonnay, z.B. von Thomas Marugg vom Weingut Schlössli in Ligerz oder die Erzeugnisse der biodynamisch wirtschaftenden Domaine de Cressier.

In der kleinen, südlich der großen Seen gelegenen AOC Vully, finden sich ebenfalls hervorragende Erzeuger wie das Weingut Hämmerli in Ins, die hochwertige Pinot noirs, aber auch Chardonnay und Riesling-Silvaner keltern. Der Freiburger der Domaine Chervet, das auf reinsortige Weine spezialisierte Château de Praz und das Weingut Cru de l’Hôpital am Murtensee räumen ebenfalls Höchstprämierungen mit ihren Weinen vom Mont Vully ab, nicht zuletzt den hochwertigen Weißen aus Chardonnay und Viognier wie beispielsweise dem Chardonnay de Champerbou.

Die ebenfalls südlich gelegene, kleine und auf rote Rebsorten spezialisierte AOC Cheyres am Neuenburger See bietet mit ihrem speziellen, milden Mikroklima nicht nur dem Pinot noir eine gute Heimat. Hier finden sich viele Biowinzer, die fast ausschließlich im Nebenerwerb aus Gamaret und Garanoir trinkbare und erschwingliche, mitunter eigenwillige Weine keltern.

Die AOC-Regionen im Drei-Seen-Land

AOC Neuchâtel
AOC Lac de Bienne
AOC Vully
AOC Cheyres

Sehenswürdigkeiten im Drei-Seen-Land

Schlucht der Areuse in der Schweiz, Noiraigue, Drei-Seen-Land, Sehenswürdigkeiten - Vino Culinario
Die stimmungsvolle Schlucht der Areuse ist nur eine der vielfältigen Sehenswürdigkeiten von wunderbaren Châteaus mit Aussicht über die Seen über malerische Altstädte bis hin zu beeindruckender Natur.

Dem interessierten Önotouristen bietet das Drei-Seen-Land eine große Fülle an spannenden Reisezielen, sodass die Wahl mitunter zur Qual werden kann.
Zahllose Châteaus in sonniger Halbhöhenlage an Neuenburger und Bieler See locken mit Verkostungen, Übernachtungsmöglichkeiten und kulinarischen Genüssen in wunderbarstem Bergpanorama. Als einige Beispiele seien hier das Château de Boudry, in dem weiterhin ein Wein- und Bacchus-Museum zu finden ist sowie die Domaine de Vaudijon in Milvignes genannt.

Die Fête de Vendanges in Neuchâtel, das „Jahrgangsfest“, ist eines der größten Weinfeste der Schweiz und wird jährlich im September mit Paraden, Weinständen, Weinköniginnen-Wahlen und Tausenden von Besuchern gefeiert.
Damit ist es mit den Feierlichkeiten rund um die Rebe aber noch lange nicht getan: Übers ganze Jahr verteilt können in der Region Weinfeste, Jahrgangsvorstellungen der hiesigen Spezialitäten, Tage der offenen Keller und sonstige Abschlüsse des Weinjahrs besucht werden.

Zum Verkosten der Weine der AOC Bielersee bietet sich ein Besuch der Vinothek Viniterra in Twann am Nordwestufer des Sees an, wo bei einer Winzerplatte mit der hiesigen Spezialität, der Treberwurst, die Weine von über 60 ortsansässigen Winzern verkostet werden können.

Rund um die Seen gibt es weiterhin zahlreiche Wanderwege, wahlweise mit oder ohne Weinlehrpfad, Spazier-Probe auf dem Weinberg und Besuchen bei den Winzern in den anliegenden Winzerdörfern sowie bei den häufig zu Weingütern umgenutzten Schlössern und Klöstern wie der Prieuré St. Pierre, einem alten Benediktinerkloster und Weinkeller.

Eine weitere Besonderheit ist der „Train du terroir, ein Wein-Zug, der ab La Chaux-de-Fonds mit wechselnden Angeboten bis Le Ponts-de-Martel fährt und unterwegs sowie an beiden Destinationen önologische Genüsse anbietet.

Wer die klimatischen Einflüsse des Juragebirges bei der Arbeit sehen möchte, besucht den beeindruckenden Creux du Van, eine kraterartige, steile Felsformation Richtung Kanton Jura mit zahlreichen Wanderwegen und spektakulärer Bergkulisse. Hier wird deutlich, wie die Bergmassen die Täler von Neuchâtel dahinter schützen. Eine weitere Naturschönheit ist die Schlucht der Areuse, das bei Noiraigues im Val de Travers beginnt und verwunschenen Wanderwegen und Steinbauten aufwartet.